Menschenaffenanlage Zoo Basel

2009/2012 | Gesamtkonzept & Landschaftsrachitektur | Architekt Umbau: Peter Stiner | Bauingenieure Netzraum: Conzett Bronzini Partner, Pfeifer Ingenieure
| Fotografie: Torben Weber, René Röteli, Daniela Valentini, Rainer Zulauf

Die Herausforderungen an die Landschaftsarchitektur für diese neuen Freiräume waren gross: Selbstverständlich musste die Anlage artgerecht gestaltet sein, abgestimmt auf die unterschiedlichen Ansprüche von Schimpansen, Sumatra Orang-Utans und Westliche Flachlandgorillas; sie sollte auf engem Raum reich strukturiert den Tieren eine hohe Erlebnisdichte bieten, flexibel nutzbar sein und auf sich verändernde Gruppenstrukturen reagieren können, tierpflegerischen Ansprüchen genügen, ökonomisch unterhalten werden können, adaptierbar sein und nicht zuletzt: Sicher sein für Mensch und Tier.

Das umgesetzte Anlagenkonzept basiert auf zwei wesentlichen Entscheidungen:
-Die Aussenanlagen werden direkt dem heutigen Gebäude zugeordnet.
-Die Freigehege werden flächensparend als Netzräume ausgebildet.

Zum gestalterisches Konzept der Aussenanlagen: Alle drei Primatenarten bewohnen in ihren ursprünglichen Lebensräumen oft dicht strukturierte Wälder. Ziel war es, dem Besucher die Anmutung eines solchen Lebensraumes zu vermitteln mit einer durchgehend intensiven, vielfältigen „urwaldartigen“ Bepflanzung. Grosslaubige, an tropische Arten erinnernde Bäume, Sträucher, Stauden wie auch zahlreiche wuchernde Schling- und Kletterpflanzen sollen dieses Bild erzeugen und die äussere Netzhaut bis zu den Giebeln mit einem Blättermantel überziehen. Die bereits bis 6 m lang gepflanzen Schling- und Kletterpflanzen formen mit der Zeit beschattete Bereiche wie auch Lichtungen.

Der grüne Mantel formt zusammen mit den stammartigen Stützen, den sogenannten „Tridigits“, eine Art Baumraum. Dabei bleibt das Artifizielle der Struktur unaufdringlich lesbar, verwebt sich aber mit dem Park über die hohe Transparenz und die aussen und innen durchdringende Gestaltung der Topografie sowie der Begrünung. Die berankte Netzhaut weist Lücken wie auch gerahmte Fensteröffnungen auf. Diese erlauben den Besuchern aus unterschiedlichen Perspektiven Einblick in die Netzräume mit einer Anmutung von „Waldlichtungen“.
Die neue Geländemodellierung innerhalb und ausserhalb der Netzräume unterstützt das vorhandene Terrassenmuster, in welches der Basler Zolli eingebettet ist. Die ausformulierte Terrainstufe bildet den Hintergrund der Anlagen und bindet die Fassade des Gebäudes bis zum Haupteingang in eine fein texturierte Landschaft mit den für den Zoo typischen „Nagelfluhbändern“.

Die einzelnen Gehege sind untereinander wie auch mit den Innenanlagen über abschliessbare Schleusen mehrfach verbunden. Dieses Konzept erlaubt in Zukunft, die fünf Einzelgehege unterschiedlich zusammen zu schalten wie auch erstmalig bei Menschenaffen eine eigentliche Rotationshaltung zu praktizieren.

Der für die teilweise unterschiedlichen Bedürfnisse der Primatemarten gezielt formulierten Ausstattung der neuen Freiräume wurde höchste Beachtung geschenkt.Neben den Digits strukturieren Eichenkronen die Anlagen räumlich. Sie bieten zusammen mit etwa 3000m Seilen den Tieren die Möglichkeit, die Räume auszuloten und kletternd diverse Aufenthaltsbereiche wie Hängematten oder Plattformen zu erreichen.

In den Räumen, die wohl vorwiegend durch die Orang Utans bewohnt werden, liess sich der Zolli auf ein Experiment ein. An Bambus gemahnende, schwingende Fiberglasstangen von bis zu 7m Höhe sollen den Tieren ermöglichen, die eine ihrer typischen Fortbewegungsarten ausleben zu können. Bodennahe Stangengewirre aus Tessiner Kastanienholz erlauben ihnen horizontal über dem Boden, eine weitere arttypische Fortbewegung auf allen Vieren zu praktizieren.
Die Böden und Terrassen sind vor allem bei Schimpansen und Gorillas als teilweise bodenbewohnende Primaten mit unterschiedlichsten Substraten wie Erden, Sand und Holzschnitzel überzogen, die den Tieren mannigfaltige Erlebnismöglichkeiten bieten. Zusätzlich durchzieht ein kleiner Bach mit seichten Wasserbecken vier der Anlagen.
Tierpflege und Unterhalt der Aussenanlage stellen weitere hohe Ansprüche an diverse Infrastrukturen.

Ein Miniaturnetzraum dient kleineren und mittleren Kindern dazu, das bei den Affen Gesehene selbst an ähnlichen Netz-, Seil- und Holzstangenstrukturen zu erproben. Die Materialisierung ist an die Netzräume angelehnt. 

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